„Wichtiger Kompass für unsere Gesellschaft“

WINDSBACH

Ruhige Flötentöne erklingen im Eingang der ehemaligen Synagoge am Oberen Tor in Windsbach. Mit Klezmer-Variationen eröffnet Flötistin Dorothea Cunradi die Gedenkfeier „85 Jahre Reichspogromnacht“, zu der die Stadt Windsbach gemeinsam mit evangelischer und katholischer Gemeinde geladen hat. Trotz Dunkelheit und Regen haben sich etwa 100 Menschen zusammengefunden, um der bis heute unfassbaren Verbrechen der Nacht des 9. November 1938 zu gedenken, in der auch in Windsbach die Synagoge geplündert und geschändet und die letzten jüdischen Mitbürger aus der Stadt vertrieben und ermordet wurden.

„Wir erinnern uns an die Nacht und gedenken alles Unsagbaren, das nach 1938 geschah“, betonen Dekan Klaus Schlicker und Pfarrer Hans Josef Peters in ihren Impulsen unser aller christliche und menschliche Verantwortung. „Was damals geschah, erfüllt uns bis heute mit großer Trauer“, so Bürgermeister Matthias Seitz, der das Gedenken als „wichtigen Kompass für unsere Gesellschaft“ bezeichnet, das zum Selbstverständnis der Windsbacher Geschichte gehöre. Nach Psalmengesang von acht Windsbacher Männerstimmen und Lesung von Professor Dr. Stefan Seiler von der Augustana verliest Karl Lechner vom Heimatverein die Namen der ermordeten letzten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Es wird ganz still. Zum Klang der Flöte flackern 34 Kerzen auf der kleinen Mauer vor der ehemaligen Synagoge in der regnerischen Dunkelheit dieses 9. November 2023.

Text + Foto: Susanne Hassen

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