Ehemaliger Landesbischof Dr. Johannes Friedrich sprach über revidierte Neufassung

Revision der Luther-Bibel war notwendig

MERKENDORF

Rechtzeitig zum 500. Reformationsjubiläum brachte die Deutsche Bibelgesellschaft eine neu revidierte Fassung der Luther-Bibel heraus. Fünf Jahre harte Arbeit lag hinter dem Lenkungsausschuss. Über dessen Arbeit sprach der ehemalige bayerische Landesbischof Dr. Johannes Friedrich in Merkendorf. Er ist Vorsitzender der Deutschen Bibelgesellschaft mit Sitz in Stuttgart und gehörte dem Ausschuss an.

Zu Beginn informierte Stadtpfarrer Detlef Meyer über die Bedeutung der Bibelübersetzung durch Martin Luther. Meyer bezeichnete die Bibel in der Übersetzung Luthers als „Heimatbuch“ und „Volksbuch“. Als Beispiel zu ersterem nannte er den 23. Psalm, der vielen Christen Geborgenheit vermittele. „Volksbuch“, da Luther die deutsche Sprache geprägt habe.

Dr. Friedrich griff diesen Gedanken auf und nannte einige Beispiele für Wortschöpfungen des Reformators, die in unsere Alltagssprache übergegangen sind, wie „Bluthund“, „Freigeist“ oder „Feuertaufe“. Vor Luthers Bibelübersetzung 1521 gab es nach Worten Friedrichs 18 Übersetzungsversuche ins Deutsche, die „alle sehr schlecht waren“.

Luther handelte nach seinem Motto „Man muss den Leuten auf dem Markt aufs Maul schauen“ und so die Heilige Schrift übersetzen, wie die Menschen reden. In nur 11 Wochen schaffte Luther die Übersetzung des Neuen Testaments, zeigte sich der ehemalige Landesbischof beeindruckt. Im Dezember 1522 kam schon die zweite Auflage mit Verbesserungen heraus.

In den folgenden Jahrhunderten gab es nur die Luther-Übersetzung, die die Gläubigen nutzten. 1892 erschien eine Kirchenrevision der Bibel. An eine Revision des Alten Testaments wagte man sich 1964, an die Apokryphen 1970 und an das Neue Testament 1984. Im Jahre 2006 stellte die Deutsche Bibelgesellschaft eine Anfrage an die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), eine Revision der Luther-Bibel von 1984 durchzuführen. Nachdem 2010 die Genehmigung kam, machten sich 70 Wissenschaftler daran die Bibel nach Stellen zu durchforsten, die einer Revision bedurften. Der Auftrag der EKD war, den Text nicht an die heutige Sprache anzupassen. Man nahm den hebräischen und griechischen Urtext, die Exegese und die ursprüngliche Luther-Übersetzung von 1545 und den aktuellen Stand der Germanistikforschung als Grundlage für die Arbeit. Der Lenkungsausschuss, in dem Friedrich saß, entschied letztendlich über die Vorschläge der Sprachwissenschaftler. Von den 31.000 Versen des Alten und Neuen Testaments wurden 12.000 geändert und dem Urtext wieder angepasst. Man wollte den „Luther-Sound“, wie der Referent es nannte, erhalten und Übersetzungsfehler beseitigen. Und so wurden nur Änderungen berücksichtigt, wo die Wissenschaft es für unbedingt nötig hielt. Viele Bibelstellen wurden wieder der ursprünglichen Übersetzung von 1545 angepasst, die in der Revision von 1984 verloren gingen. Johannes Friedrich sagte, obwohl es viele andere gute Übersetzungen der Bibel gebe, war eine Revision der Luther-Bibel notwendig, da die Version des Reformators Kulturerbe sei und Ausdruck der lutherischen Theologie. Außerdem präge die Luther-Übersetzung die evangelische Frömmigkeit. Die Luther- Bibel ist im Buchhandel oder kostenlos als App für das Smartphone erhältlich.

Text + Foto: Daniel Ammon

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