Ein Schmuckstück in der Hauptstraße

WOLFRAMS-ESCHENBACH

Beim sonnigen Juli-Spaziergang fällt ein hübsches weißes Haus mit taubenblauen Fensterläden in der Wolframs-Eschenbacher Hauptstraße ins Auge: Es ist das Gasthaus „Zur Traube“, schön restauriert und gestaltet. Vor genau einem Jahr war das Haus noch mit Baugerüst und Abdeckung verkleidet, nun strahlt es förmlich mit der Sonne um die Wette. Einmal pro Woche, am Freitag, ist zur Zeit abends geöffnet, wie man am Eingang lesen kann. An der rechten Hausecke lugt eine kleine Holzfigur hervor: Sie stellt den Räuber Hotzenplotz da, die Hauptfigur aus dem berühmten Kinderbuch von Otfried Preußler. Noch heute erinnert in Wolframs-Eschenbach vieles an die Verfilmung der Geschichte, denn die Gaststube der „Traube“ diente damals als Polizeistube von Wachtmeister Dimpflmoser und viele Eschenbacher durften als Statisten mitwirken. Auch ein heute nicht mehr existierender Misthaufen hinter dem Haus soll damals eine heitere Rolle gespielt haben. Dass seit vielen Jahren von der K.G. Minnesänger e. V. organisierte Hotzenplotzfest Anfang August musste leider sowohl 2020 als auch in diesem Jahr coronabedingt abgesagt werden. Dass die „Traube“ mittlerweile über 500 Jahre auf dem Buckel hat, sieht man ihr übrigens überhaupt nicht an. Als historisch ältestes Wirtshaus der Minnesängerstadt wurde sie 1497 zum ersten mal als Gasthaus erwähnt und bis ins 19. Jahrhundert als solches betrieben. Im September 2019 erinnerte der Heimatverein Wolframs-Eschenbach daran, dass das Traubenwirtshaus von Otto Stellwag vor dann 100 Jahren, im Oktober 1919„nach langwierigen Verhandlungen“ wiedereröffnet werden konnte.  Auf älteren Fotos sieht man übrigens das „Traubenwirtshaus“ als ein grünes Haus mit rotem Fachwerk. Auf ihrer Facebook-Seite erläutern die heutigen Betreiber, dass sie das Haus verputzen ließen, weil historisch gesehen hier nie Fachwerk gewesen sei. Für den Spaziergänger zeigt sich einfach ein Schmuckstück, an dem man vorbeiflanieren kann, entweder auf einen Kaffee in der Stadtbäckerei oder in der anderen Richtung auf ein Eis am Wolfram-von-Eschenbach-Platz. Sollte gerade Freitag sein, lohnt sich sicher auch eine kleine Einkehr auf ein frisches Bier an historischer Stelle.

Text + Fotos: Susanne Hassen

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