Gesellenfreisprechungsfeier der Zimmerer

Gute Berufsaussichten im Handwerk

NEUENDETTELSAU

Es war eine große Feier – Redner wechselten sich am Stehpult ab – ein Keyboardspieler sorgte für Musik – und so genannte Zimmerer-Tänze der Gesellen lockerten die Feier auf, bei der es nicht nur um die Verleihung der Prüfungszeugnisse und Gesellenbriefe für insgesamt 30 angehende Gesellen ging, sondern auch um die Verabschiedung von Günther Lauchs aus Heilsbronn-Göddeldorf, der nach fast 30 Jahren seine ehrenamtlichen Aufgaben niederlegte. Die Übersicht der ehrenamtlichen Tätigkeiten von Zimmermeister Lauchs sieht folgendermaßen aus: Von 1987 bis 1997 stellvertretender Meisterbeisitzer im Gesellenprüfungsausschuss der ehemaligen Zimmerer-Innung Westmittelfranken – von 1997 bis 2017 schließlich Lehrlingswart und ordentlicher Meisterbeisitzer im Gesellenprüfungsausschuss der Zimmerer-Innung Ansbach-Westmittelfranken. Seit 1997 bis zu seinem Ausscheiden 2017 Vorsitzender des Gesellenprüfungsausschusses. Doch zunächst war von einem Gesellen die Rede, der nach seinem Abitur eine verkürzte Lehrzeit von 1 ½ Jahren ausübte und infolge guter Noten nun seinen Gesellenbrief erhielt. Marco Scherer aus Lichtenau, der bei der Zimmerei Wilfried Grauf in Flachslanden seine Lehrjahre absolvierte. Die Sprache kam auch auf Maximilian Stark aus Oettingen, der Prüfungsbester war. Gelernt hatte er bei Holzbau Schorr in Burghaslach. Äußerst ausführlich und mit vielerlei Tipps für die weitere Berufslaufbahn der Junggesellen trat der Vizepräsident der Handwerkskammer für Mittelfranken, Christian Sendelbeck, ans Mikrofon. Er sei stolz auf die große Anzahl von 30 Gesellen, die den Ausbildungsweg ins Handwerk gefunden haben und nun einer gesicherten Berufslaufbahn bis zum Renteneintritt entgegensehen können. Weiter rief Sendelbeck den Jugendlichen zu, ihrem erlernten Beruf treu zu bleiben, da das Vertrauen der Bevölkerung ins Handwerk sichtlich gestiegen sei und der Handwerksberuf, der „goldenen Boden habe“, eine Chance fürs Leben sei. Wörtlich sagte er: „Einen Dachstuhl wird auch in Zukunft kein Roboter und keine Drohne bauen – egal welche Dachhaut auf das Dach kommt, ohne den perfekten Dachstuhl darunter geht es nicht“. Der Vizepräsident der Handwerkskammer hatte noch so manch wertvollen Tipp und Ratschlag für die jungen Gesellen parat, die sich diese sicherlich zu Herzen nehmen werden. Es gelte ferner, junge Leute zu motivieren, um einem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zwar gäbe es in der großen Handwerksfamilie der Zimmerer auch mal Höhen und Tiefen, die es zu bewältigen gelte, doch allgemein sei das Handwerk finanziell sicher und abwechslungsreich anzusehen. Das sei der große Vorteil gegenüber manch anderem Berufszweig. Ein Grußwort und ein Wort der Anerkennung und Freude richtete der Schulleiter der Berufsschule in Gunzenhausen, Oberstudiendirektor Thomas Grad, an die Versammlung. Er freue sich auf die Freisprechung seiner ehemaligen Schüler, die nach drei Jahren Ausbildung und Prüfung nun in das tägliche Arbeitsleben als Gesellen eintreten. Des Weiteren sprach er von der traditionellen Zunftkleidung der Zimmerer, den künftig auszurichtenden Richtfesten und auch davon, dass der Gesellenbrief einem Gutschein für die Zukunft gleichkomme.

Die Gemeindeverwaltung Neuendettelsau war durch den 2. Bürgermeister Gottwald Dötzer vertreten. Er sprach ebenso vom Fachkräftemangel und appellierte an die jungen Gesellen, hochqualifizierte Arbeit zu leisten, um dem Handwerk, „das goldenen Boden habe“, gerecht zu werden.

Schließlich erhielten die Gesellen aus der Hand von Obermeister Hermann Lauchs ihren langersehnten Gesellenbrief, eine Urkunde, die das erreichte Ausbildungsziel bestätigt. Somit seien sie von den Verpflichtungen ihres Ausbildungsverhältnisses freigesprochen. Natürlich durfte im großen Kreis der anwesenden Zimmerer-Kollegen der beliebte „Zimmererklatsch“, ein traditioneller Tanz der Zimmerer, nicht fehlen, bei dem je zwei Tänzer sich gegenüber sitzen oder stehen. Bei diesem alten Brauch handelt es sich um einen ritualisierten Kampftanz, ähnlich dem Schuhplattler und dem Watschentanz. Gestärkt, nach einem ausgiebigen Abendessen, zogen die jungen Gesellen hinaus in eine vielversprechende Zukunft im abwechslungsreichen Handwerksberuf der Zimmerer.

Text + Fotos: Klemens Hoppe

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