WOLFRAMS-ESCHENBACH
Wenn abgedroschene Getreidefelder und morgendliche Bodennebel
langsam den Herbst ankündigen, beginnt im Spalter Hügelland die Hopfenernte. Dann wird auch im Seniorenwohnen Wolframs-Eschenbach wieder die Uhr zum „Hopfenblodn wie einst“ zurückgedreht. Hopfenkörbe und Hocker, die Utensilien der Hopfenbloder, standen bereit, als der Hopfenbauer Helmut Walter und Ruth Hild mit den Hopfenreben der Aromasorte „Spalt-Spalter“ ins Restaurant einzogen. Darauf hatten die Bewohner schon das ganze Jahr gewartet, ist das Hopfenzupfen inzwischen doch fester Bestandteil im Kalender und findet mit jedem Jahr mehr Zuspruch. Jugenderinnerungen wurden insbesondere bei denjenigen wach, die sich früher schon als Erntehelfer im Spalter Hopfenland verdingten. Akkordarbeit war es, das Hopfenblodn, und reich wurde in diesen drei Wochen auch niemand. Aber immerhin waren Kost und Logis inklusive, deshalb waren oftmals auch Kinder und Jugendliche mit dabei. Von Zuständen dieser Epoche, als die Verpflegung karg und die Unterkunft bescheiden war, wusste Helmut Walter rückblickend zu berichten, während flinke Finger das grüne Gold abzupften und Dolde für Dolde in den Hopfenkörben landeten. Der bittere Duftstoff Lupulin verströmt Hopfengartenatmosphäre, musikalisch trägt Georg Wittmann mit seinen Hopfengartenliedla am Akkordeon bei. Es werden Brezen und Bier gereicht, die Stimmung ist perfekt. Bald sind die Reben abgeerntet, die Körbe gefüllt, es naht (zumindest thematisch) der Niederfall, die Abschlussfeier des Hopfenblodns. Mit Musik, Gesang, gutem Essen und Trinken wurden damals die vergangenen Wochen mit all ihren Anstrengungen im Hopfengarten in lockerer Geselligkeit abgeschlossen. Für die Bewohner im Seniorenwohnen bleibt ein Trost: sie können jederzeit im regionalen Beet hinterm Haus inmitten von Mais und Tabak einen stattlichen Hopfenstock mit riesigen goldgelben Dolden bewundern.
Text + Foto: Helmut Walter
