NEUENDETTELSAU (Eig. Ber.)
Neun Jahre lang leitete Schwester Hedwig die Hostienbereitung in Neuendettelsau. Nach zahlreichen Stationen war es die letzte vor ihrem Ruhestand. Nun wurde Schwester Hedwig Wild als letzte Diakonisse in Leitungsfunktion in den Feierabend verabschiedet. Backen, Trocknen, Stanzen, Zählen, Rollen. Erst dann können die fertigen Hostien in alle Welt verschickt werden. Bis zu 7000 Hostien werden an einem Tag hergestellt, vor allem von der Passionszeit bis Pfingsten und von Erntedank bis Weihnachten ist das auch nötig. Denn zu diesen Stoßzeiten gehen besonders viele Bestellungen ein, die Kirchengemeinden füllen ihre Bestände auf. Doch auch während dieser stressigen Zeiten verlor Schwester Hedwig nie die Freude an ihrer Arbeit. Um 06.00 Uhr rührte sie den Teig und bereitete die Eisen vor, sodass die Mitarbeiterinnen und zwei Feierabendschwestern gleich mit dem Backen beginnen konnten. Der Teig besteht aus Wasser und Weizenmehl. Mit dem Eisen, das wie ein Waffeleisen funktioniert, werden gleichzeitig acht Motive gebacken. Eine Besonderheit der einzigen evangelischen Hostienbereitung in Bayern: es gibt eine glutenfreie Version. „Das ist auf jeden Fall etwas Außergewöhnliches, aber sehr Notwendiges“, meint Schwester Hedwig. Nach 30 Jahren im Christophorus-Heim, wo sie die Großküche leitete, arbeitete sie von 1998 bis 2005 in der Altenpflege in verschiedenen Feierabendhäusern. Als dann die damalige Leiterin der Hostienbereitung erkrankte, kam von Oberin Erna Biewald spontan die Anfrage, ob sie sich vorstellen kann, die Leitung zu übernehmen. „Ich wollte schon lange in der Hostienbereitung helfen, aber eigentlich erst im Feierabend. Dass es dann so schnell geht, hatte ich nicht erwartet“. Es sei für sie ein zweiter Höhepunkt gewesen, zum Schluss ihres Dienstes. „Aber mein Herz gehört der Behindertenarbeit“, sagt sie bestimmt. Zur Diakonisse eingesegnet wurde sie 1979 in St. Laurentius. Zum Abendmahl, lässt Schwester Hedwig wissen, gehe sie gern und oft. Die Hostien aus Neuendettelsau werden auch am Ort eingesetzt. „Das ist schon etwas ganz Besonderes, man hat einen komplett anderen Bezug dazu“, so Schwester Hedwig. Außerdem sei die Zusammenarbeit bei der Herstellung der Hostien ganz wichtig. „Da müssen schon alle mit dem Herzen dabei sein“, ist sie überzeugt. In der Hostienbereitung geht es natürlich weiter: Die Gesamtleitung obliegt jetzt Oberin Erna Biewald. Herstellung, Versand und die Organisation der Abläufe verantwortet Irmgard Wild. Um Rechnungen und alle verwaltungstechnischen Aufgaben kümmert sich Heidemarie Freitag. Konkrete Pläne für den Feierabend hat Schwester Hedwig auch schon: „Ich möchte meine Mitschwestern besuchen. Dafür blieb mir bislang wenig Zeit“. Zeit hat sie ja jetzt, und wenn sich alles neu eingespielt hat, kann sie sich vorstellen, als Ruheständlerin die Hostienbereitung zu unterstützen. Auf dem Foto: Schwester Hedwig Wild (links) wurde von Oberin Erna Biewald (rechts) in den Ruhestand verabschiedet.
Foto: Melissa Pfitzner