Missionsgeschichte auf dem Dorffriedhof

NEUENDETTELSAU (Eig. Ber.)
„Missionsgeschichte auf dem Dorffriedhof“ – unter diesem Motto lud der Heimat- und Geschichtsverein zu einem heimatgeschichtlichen Spaziergang auf dem Neuendettelsauer Dorffriedhof ein. Dr. Hermann Vorländer, früherer Direktor von Mission EineWelt, erläuterte anhand der Gräber das Leben und Wirken von wichtigen Persönlichkeiten der Neuendettelsauer Missionsgeschichte. Sie beginnt mit Wilhelm Löhe und Friedrich Bauer, die seit 1841 Missionare für die lutherischen Gemeinden in Amerika ausbildeten. Löhe hatte 1840 den Friedhof aus eigenen Mitteln gekauft und der Kirchengemeinde gestiftet.
Unter Johannes Deiner, der von ab 1875 die Missionsanstalt leitete, wurden die ersten Missionare nach Australien entsandt. Zu ihnen gehörte auch Johann Flierl, der 1886 mit der Missionsarbeit in Neuguinea begann. Er kehrte 1936 nach Neuendettelsau zurück und fand hier seine letzte Ruhestätte. Unter Johannes` Bruder Martin Deinzer wurden 1897 die ersten Pfarrer nach Brasilien ausgesandt. Interessant ist auch das Grab von Christian Keyßer, der zu den bekanntesten Missionsschriftstellern in Deutschland zählt. Seine Schwester Frieda setzte zusammen mit ihrem Mann Carl Strehlow „ihr Leben für das Überleben der Aborigines ein“ – wie auf dem Grabstein zu lesen ist. Die Missionsschwester Helene Moll wurde nach dem Ersten Weltkrieg als „erste Schwalbe, die den kommenden Sommer anzeigte“ nach Neuguinea ausgesandt. Missionar Georg Vicedom verfasste ein berühmtes Buch über „Gottes Mission“ und prägte als Professor an der Augustana-Hochschule eine ganze Theologengeneration. Am Grabstein von Leonhard und Lukretia Wagner wird an ihren Sohn Adolf erinnert. Der entschiedene Gegner des Nationalsozialismus wurde 1943 als junger Missionar in Neuguinea von den Japanern ermordet. Woldemar Schilberg kam 1945 aus Polen nach Neuendettelsau, und erreichte als Direktor durch seine Verhandlungen mit den amerikanischen Besatzungsbehörden die Wiedereröffnung des Missionsseminars.
Die fast 100 Missionsgräber spiegeln die Geschichte der Neuendettelsauer Mission wider und werden deshalb gern von Gästen aus Übersee besucht. Denn der Friedhof ist nicht nur ein Ort des Todes, sondern auch des Lebens. Diese Botschaft haben die Missionarinnen und Missionare oft unter großen Opfern in andere Länder getragen.
Foto: Frank Landshuter

Dr. Hermann Vorländer (links im Bild) erläutert anhand der Gräber auf dem Neuendettelsauer Dorffriedhof das Leben und Wirken wichtiger Persönlichkeiten der Neuendettelsauer Mission.
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