Mit etwas Wehmut in den Ruhestand

Traditionsreiches Familienunternehmen schließt

MITTELESCHENBACH
Mitten im Dorf steht der kleine Edeka Laden der Familie Köppel, und das seit über 100 Jahren. Jeder im Dorf kennt den Laden, viele sind mit ihm groß geworden und erinnern sich noch an die Zeit, in der es Brezen nur in den Wintermonaten gab, oder man im Sommer dort das beste Softeis der Region kaufen konnte. Sechs Tage die Woche standen beim „Simmon“ die Türen von früh bis spät offen, doch jetzt schließt der Familienbetrieb diese zum 30. April für immer.
Geht man in der Familiengeschichte zurück, so erfährt man, dass einst Simon Kreußel, ein Bäcker aus Immeldorf, um 1900 mit seiner Tochter Babette nach Mitteleschenbach kam, das zum Verkauf stehende Gebäude in der heutigen Raiffeisenstraße erwarb und darin eine Bäckerei eröffnete. Babette heiratete schließlich einen Xaver Köppel aus Mitteleschenbach und die beiden übernahmen die Bäckerei. Der gemeinsame Sohn Xaver Junior heiratete 1950 Theresia Hess, eröffnete zur Bäckerei schließlich noch einen Krämerladen und das Paar bekam vier Kinder. Die drei Töchter Resi, Rita und Irene erlernten im Familienbetrieb den Beruf der Verkäuferin und Sohn Xaver wurde Bäcker – und ist der heutige Besitzer. Er erinnert sich noch gut an die Zeit, da er und seine Schwestern schon vor der Schule in der Backstube mithelfen mussten, es war eben ein richtiger Familienbetrieb. Im Jahr 1978 übernahm er schließlich das Geschäft, trat der Edeka bei und modernisierte den Betrieb, Rita und Irene arbeiteten weiter mit. Das Geschäft lief gut und war so mitten im Dorf schon immer ein beliebter Treffpunkt, bei dem man gerne ein Schwätzchen hielt oder die neuesten Dorfgeschichten erfuhr. So mancher machte bei ihm seine Lehre, ob als Bäcker oder im Verkauf und viele arbeiteten über lange Zeit mit, denn so ein familiäres Umfeld findet man nicht in jedem Betrieb. Dass jetzt Ende April Schluss sein wird, diese Entscheidung haben sich Xaver und seine Frau Margot nicht leichtgemacht, aber aus Altersgründen und mangels Zukunftsaussichten haben sie sich nun schweren Herzens doch dazu entschlossen.
Gerne hätten sie das Geschäft an einen ihrer beiden Söhne weitergegeben, diese sahen sich jedoch nicht im Verkauf oder in der Backstube, halfen aber neben ihrem Studium dem Vater aus, als dieser 2017 überraschend erkrankte und für viele Wochen nicht mehr in der Backstube arbeiten konnte. Zu der Zeit kam dann aber auch noch dazu, dass Aufgrund diverser Auflagen in der Backstube einige Umbauten und Erneuerungen nötig gewesen wären. Deshalb entschloss sich der damals 62-jährige mit der Bäckerei aufzuhören und jetzt, sechs Jahre später ganz zu schließen. Die Familie Köppel bedankt sich herzlich bei allen, die in den vielen Jahrzehnten bei ihnen eingekauft und gearbeitet haben und sicher wird der „Simmon“ vielen im Dorf sehr fehlen, geht doch mit der Schließung eine ganze Ära zu Ende.
Text + Fotos: ma

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