Postcrossing – Postkarten durchkreuzen die Welt

Ein Hobby, nicht nur in Zeiten von Corona

NEUENDETTELSAU

Wenn man die Fülle der Postkarten bei Martin Vollet und seiner Tochter Lea Burger in Augenschein nimmt, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Beide verfügen über eine schier unvorstellbare Sammlung von jeweils mehr als 2.000 Postkarten aus aller Herren Länder. Es gibt weltweit wohl kaum ein Land, aus dem nicht mindestens eine Postkarte nach Neuendettelsau an den Johannishof adressiert wurde. Was bewegt Vater und Tochter eigentlich zu solch einem Hobby und was ist Postcrossing?

Postcrossing ist ein an Bookcrossing angelehntes Projekt, das einander unbekannten Menschen ermöglicht, Postkarten an zufällig ausgewählte, andere Teilnehmer (Postcrosser) zu versenden. Für jede verschickte Karte bekommt man von einem anderen Postcrosser eine Karte zurück. Im Juli 2005 verwirklichte ein Portugiese seine Idee, mit anderen Menschen Postkarten national und international auszutauschen. Zunächst sollte Postcrossing nur sein Hobby bleiben, doch durch die Verbreitung der Medien meldeten sich immer mehr Personen online für das Projekt an. Inzwischen beteiligen sich über 800.000 Postcrosser an diesem Projekt (Stand November 2020). Da es sich um einen internationalen Austausch handelt, wird als Sprache Englisch für die Kommunikation auf den Postkarten bevorzugt, was jedoch nicht ausschließlich gilt. Es kann vereinzelt auch in der Heimatsprache kommuniziert werden. Je nach Postkartenempfänger. Nachdem es sich um ein Online-Projekt handelt, registriert man sich auf der Webseite „postcrossing.com“, wobei die Anmeldung kostenlos ist. Damit der Postverkehr funktioniert, muss eine Adresse hinterlegt werden. Neben der privaten Anschrift ist es aber auch möglich, nur ein Postfach anzugeben. Danach kann man sein Profil bearbeiten, etwas über die eigene Person schreiben und Wünsche äußern, die das Motiv der Karten oder den Inhalt der Nachricht betreffen. Nach der Anmeldung darf man seine ersten „Adressen ziehen“ – so wird der Vorgang der Empfängerverteilung genannt. Per Zufall bekommt man einen Empfänger zugeteilt und schickt ihm eine Postkarte. Zu Beginn darf man fünf verschiedene Adressen ziehen, wobei sich die Anzahl später erhöht. Sobald die erste Postkarte bei einem Empfänger angekommen ist, gelangt die eigene Adresse in die zufällige Verteilung und man ist berechtigt, eine Karte von einer anderen Person zu erhalten. Dieser Vorgang wiederholt sich immer wieder. Eine Karte wird verschickt, dafür bekommt man eine Karte zurück, sodass ein faires Gleichgewicht entsteht. Aktuell beteiligen sich weltweit derzeit Personen aus 210 Ländern, aus denen seit 2005 mehr als 61,6 Millionen Karten verschickt wurden. Deutschland steht mit etwa 60.000 Mitgliedern an der Spitze, etwa 10 Millionen Karten wechselten bisher den Empfänger. Weitere aktive Mitglieder sind Russland, die USA, die Niederlande und Finnland. China belegt mit knapp 76.000 Mitgliedern und über 2,5 Millionen gesendeten Karten den siebten Platz in der Liste. Gerade in der aktuellen Krise kann man Menschen, die in anderen Ländern und Städten ebenso unter den Ausgangsbeschränkungen und den aktuellen Corona-Maßnahmen leiden, durch aufmunternde Nachrichten eine kleine Freude bereiten. Wer mehr über Postcrossing erfahren möchte, kann dies über die oben genannte Online-Adresse tun. Auch hat sich Martin Vollet bereiterklärt, bei Interesse Fragen unter Mobil 0171-4193506 zu beantworten. Zu bedenken wäre allerdings, dass man für dieses Hobby Zeit investieren müsste. Ein weiteres Highlight sind Postcrossing-Meetings, die auf der ganzen Welt stattfinden und privat ausgerichtet werden, wenn es infolge der Pandemie wieder möglich ist, weiß Sabrina Buchholz zu berichten. Hierbei treffen sich dann Mitglieder der Postcrossing-Community und beschreiben gemeinsam Karten, die speziell für diese Events angefertigt werden. Ob während der Corona-Krise oder danach, Postcrossing ist ein interessantes Projekt, und mit viel Glück ergattert man schöne und einmalige Postkarten für die eigene Sammlung. Und außerdem, so Vollet sinngemäß, sind derartige Kartengrüße ein wertvoller Beitrag für Frieden und Freiheit unter den Völkern. Wer immer öfter freundschaftlichen Kontakt mit fremden Menschen pflegt, hegt wohl kaum feindliche Gedanken.

Text + Foto: Klemens Hoppe

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