Verbotenes Neonikotinoid kommt per Notfall-Zulassung auf Äcker

BN und Imker befürchten Bienensterben durch gebeiztes Zuckerrüben-Saatgut

PETERSAURACH (Eig. Ber.)

Durch ein gemeinsames Schreiben des Bayerischen Bauernverbandes sowie dem Bayerischen Landesverband Bayerischer Imker wurde den Imkerinnen und Imkern teilweise über ihren Ortsverein bekannt gegeben, dass das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit für Ober-, Mittel- und Unterfranken eine zeitlich und räumlich eng begrenzte Notfallzulassung für Zuckerrübensaatgut, das mit dem Wirkstoff Thiamethoxam behandelt wurde, erteilt hat. Der Tiergesundheitsdienst bietet Imkern, die Bienenvölker im Umfeld von mit Thiamethoxam-gebeiztem Saatgut bestellten Felder besitzen, eine kostenfreie Analyse ihres Honigs an. Die Petersauracher Imkerin und BN-Ortsgruppenvorsitzende Claudia Lehner-Sepp merkt an, „der Bio-Rübenzucker, den wir für unsere Bienen kaufen, kam bisher aus Österreich. Statt den Pestizidausstieg zu verzögern, erwarte ich vom Bayerischen Bauernverband, dass er seine Mitglieder bei der Umstellung unterstützt, damit wir beim Bienen-Futter endlich regionalen Bio-Zucker beziehen können. Bio-Ernährung ist nicht nur gesünder für uns und unsere Kinder, sondern auch für unsere Bienen! Außerdem leisten wir durch den Kauf von ökologisch erzeugten Lebensmitteln einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz, da durch biologischen Landbau weniger Treibhausgase freigesetzt werden.“ Imkerin Silvia Unger aus Burgoberbach, welche die Listen mit den betroffenen Flächen vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Fachzentrum Pflanzenbau, angefordert hat, ist entsetzt, „wir Imkerinnen und Imker müssen uns selbst aktiv darum kümmern, damit wir erfahren, welche Flächen mit dem kontaminierten Saatgut eingesät werden, anstatt dass wir konkret informiert werden, damit wir unsere Bienen in Sicherheit bringen können! Wir Imker sollten uns darauf verlassen können, dass die Bienensachverständigen in den betroffenen Landkreisen, die laut Zulassungsbescheid vom AELF die Liste der Flächen bekommen, die Liste an ALLE Imkervereine zeitnah verschicken. Die Vereinsvorstände informieren dann alle Imker, um ihnen die Möglichkeit zu geben ihre Bienen umzustellen. Bisher ist das nicht geschehen.“ Manuela Anders: „Als Vorsitzende des Imkervereins Heilsbronn hatte ich keinerlei Infos darüber erhalten und konnte somit die Heilsbronner Imker auch nicht informieren.“ Uwe Hector, Imker aus Heilsbronn, ist frustriert, „bei uns sind sehr viele kleine Flächen betroffen, so dass es schwierig ist, Stellen zu finden, die einen entsprechend großen Abstand zu den Zuckerrüben-Flächen haben. Außerdem hat nicht jeder Imker die logistischen Möglichkeiten, die Bienenstöcke so weit zu transportieren.“ Ursula und Wolfgang Schmidt, die ihre Bienen in Fronhof, einem Ortsteil von Petersaurach, halten, wissen, „Neonikotinoide gefährden Bienen und andere Insekten enorm und sind mitverantwortlich für das dramatische Insektensterben. Der Schutz der Artenvielfalt ist absolut unvereinbar mit der teilweisen Aushebelung des Verbots von hochwirksamen Nervengiften. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben die Gefahr der umstrittenen Neonikotinoide für Bienen und Wildbienen umfassend bewiesen.“ Völlig unverständlich ist es den unterzeichnenden Imkerinnen und Imkern, dass sich der Landesverband der Bayerischen Hobby-Imker zusammen mit dem Bayerischen Bauernverband dafür einsetzt, diese für Insekten extrem gefährlichen Stoffe weiterhin zu nutzen, während der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund seit Jahren einen verlässlich funktionierenden Bienenschutz, sowie Transparenz und Änderung des Zulassungsverfahrens fordert. Viele Bürgerinnen und Bürger in Bayern haben für das Bienen-Volksbegehren unterschrieben und wünschen sich aktiven Insektenschutz in allen Bereichen. Mehr Informationen: www.bund.net/umweltgifte/pestizide/bienen-und-pestizide

Text (gekürzt) + Fotos: Claudia Lehner-Sepp

Werbung:

Über Habewind Informationsdienst

Dieser Inhalt wird bereitgestellt von Habewind Online