Tiefgründiger und temporeicher Nibelungenspaß

WOLFRAMS-ESCHENBACH

Endlich wieder Sommertheater im Kirchhof – natürlich mit der in der Münsterstadt wohlgelittenen Theaterfirma Erfurt, die sich in gewohnt unterhaltsamer Weise diesmal der Nibelungensage angenommen hat. „Nibelungen – Sex and Crime“ erzählt die alte Sage mal anders, mit hohem Tempo, viel Spaß, intelligenten Anspielungen (zum Beispiel auf DEN Nibelungen-Übersetzer Karl Simrock) und jeder Menge Akrobatik der beiden Darsteller Stefan Wey und Klaus Michael Tkacz. So stellen „Friedhelm“ (Wey) und „Hans-Peter“ (Tkacz) trickreich erst einmal klar, dass die Zuschauer bitteschön ihre Fantasie bemühen mögen, damit aus einem Gerüst aus Stangen und Tüchern sowie lediglich ihnen beiden die Welt des Mittelalters entstehen kann. So wie das Gerüst sich ständig durch Anschieben, Drehen, Tücherausklappen in eine Schmiede, einen Thronsaal, den Drachen oder sogar die isländische „Waberlohe“ verwandelt, in der die starke Brünhild ausharrt, so verwandeln die beiden Bühnenkünstler sich in das gesamte Nibelungen-Personal: Hagen und Siegfried natürlich, die das Spiel eröffnen und am Ende „dramatisch“ beschließen werden. Dazwischen erscheinen Mime, der Schmied, zwei weissagende Nornen, König Gunther, seine Schwester Kriemhild, Brünhild von Island, der Zwerg Alberich, dem Siegfried den berüchtigten Ring und eine Tarnkappe abluchst und sogar der Drache höchstpersönlich.

Immer geht es um den Schatz („1000 Wagen führen ihn in einer Woche nicht hinweg“), um Liebe, Eifersucht und falsch verstandene Treue. All dies gewürzt mit Intelligenz, Akrobatik, Humor und jeder Menge Spielfreude. Das Publikum war begeistert.

Text + Foto: Susanne Hassen

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