Vogelfütterung im Winter: Warum und wie?

NEUENDETTELSAU (Eig. Ber.)

Der Vogelschutzverein Neuendettelsau unterhält 65 Futterstellen in 59 Revieren in Wald und Flur. Warum Vogelfütterung im Winter? Singvögel im Winterhalbjahr zu füttern, so ist gelegentlich zu hören, führe dazu, dass die Vögel verlernten, selber Futter zu finden. Diese Annahme ist wissenschaftlich eindeutig widerlegt, z.B. durch die Arbeiten der Vogelwarte Radolfzell (Prof. Berthold). Im Gegenteil ist besonders durch menschliche Eingriffe in die Natur das Nahrungsangebot im Winter geringer geworden. Chemische Maßnahmen (Herbizide, Insektizide), „ausgeräumte“ Landschaften, klimatische Veränderungen etc. haben dazu wesentlich beigetragen. Diese gestörte Balance können wir durch Winterfütterung deutlich verbessern. Manchmal wird auch eingewendet, durch Fütterung würden die Singvogelarten ungleich behandelt, indem die kleinen und die scheuen Arten von anderen Vögeln verdrängt würden. Dieses Argument ist nicht unbegründet. Wir können es aber durch die Art unserer Fütterung entkräften: Man bietet z.B. Futter 1. nicht nur an einer Stelle an und 2. auch solches für sog. „Weichfresser“ wie Rotkehlchen und Zaunkönig. Bei vorhandenem getrenntem Futterangebot für Weichfresser und Körnerfresser kommen zu keiner anderen Jahreszeit so viele verschiedene Singvogelarten so nahe an unsere Wohnungen. In Neuendettelsau und Umgebung lassen sich dann sogar sonst selten zu sehende Arten wie z.B. Schwanzmeise, Haubenmeise, Erlenzeisig, Goldammer und Kernbeißer nahezu täglich aus der Nähe beobachten. Eine Freude für Groß und Klein, die Interesse weckt, diese Vogelarten näher kennenzulernen. Die Singvögel haben in dieser Jahreszeit wegen ihres geringen Gewichtes (Verhältnis Oberfläche zu Volumen) angesichts der gesunkenen Temperaturen einen deutlich höheren Nahrungsbedarf. Dies unterstützt unsere Beobachtungsmöglichkeiten zusätzlich. Also: nicht erst der Schneefall, sondern bereits die gesunkenen Temperaturen erfordern unsere Hilfe für die Singvögel.

Wie füttern? Menschliche Speisereste (z.B. Brot) sind ungeeignet und schädlich. Winterfutter für Singvögel kann man im Handel kaufen, aber auch leicht selbst herstellen. Wichtig ist, an beide Singvogelgruppen zu denken, d.h. sowohl sog. „Fettfutter“ für Weichfresser (z.B. Rotkehlchen, Zaunkönig, Amseln) wie „Fettfutter“ für Körnerfresser (z.B. alle Meisen und Finken) jeweils jeder Gruppe getrennt anbieten. Fettfutter für Weichfresser: in einer Schüssel kernige Haferflocken und Sultaninen mit Sonnenblumenöl tränken, nicht triefend vollsaugen lassen. Alternativ kann man die Haferflocken auch mit Margarine leicht anrösten. Dann in einem siloartigen Futterhäuschen (im Handel preiswert erhältlich) mit umlaufender Futter-Rinne, in die das lose Futter nachrutscht, in maximal 1m Höhe und guter Rundumsicht (katzensicher) anbieten. Die schmale Futterrinne verhindert, dass Vogelkot unter das Futter gerät. Leider sind aus hygienischen Gründen die allseits beliebten nach allen Seiten offenen Futterhäuschen ungeeignet. Hier koten die Vögel ins Futter und können auf diese Weise für die Tiere tödliche Salmonellen verbreiten. Zusätzlich kann man an sonniger Stelle geviertelte Äpfel anbieten, die gern gefressen werden. Fettfutter für Körnerfresser: Ein bewährtes Rezept (nach L. + W. Oberndörfer) besteht aus den folgenden Zutaten: 1kg Pflanzenfett, 800g Sonnenblumenkerne, 200g Erdnussbruch ungesalzen, 150g Haferflocken, 1/8 – 1/4 Liter Sonnenblumenöl. Zubereitung: Pflanzenfett in einem großen Topf bei milder Hitze zerlaufen lassen, Sonnenblumenkerne, Erdnussbruch und Haferflocken einrühren. Sonnenblumenöl nur bei Minusgraden zugeben und ebenfalls mehr Körner hinzufügen. Die noch flüssige Masse in vorbereitete Joghurtbecher, bestückt mit sog. „Futterspiralen“ aus Zaundraht füllen oder man formt daraus Meisenknödel und bringt sie möglichst wettergeschützt und katzensicher in mindestens 1,5 m Höhe an. Auf sichere Deckung in 1 bis

3m Entfernung gegen Feinde von oben (z.B. Sperber) ist zu achten. Weiter kann man Körnerfresser mit im Handel erhältlichen Silobehältern, (Futterrohr) gefüllt mit Erdnussbruch und Sonnenblumenkernen (geschält oder ungeschält) füttern. Erdnussbruch und geschälte Sonnenblumenkerne hinterlassen keine Schalen. Wer gern die verschiedenen Vogelarten am Futterhäuschen kennenlernen möchte, findet im Buchhandel einschlägige sog. Bestimmungsbücher, oder erfährt mehr bei unseren regelmäßigen Treffen, oder tritt unserem Verein bei. Über Rückmeldungen Ihrer Beobachtungen freut sich der „Vogelschutzverein Neuendettelsau und Umgebung“ (E-Mail: czmok.sofie@t-online.de; homepage: www.vogelschutzverein-neuendettelsau.de).

Werbung:

Über Habewind Informationsdienst

Dieser Inhalt wird bereitgestellt von Habewind Online

Schreibe einen Kommentar