„Wenn traulich mit schimmernden Flocken der Winter die Erde bestreut…“:

Sängerinnen singen gleichzeitig statt gemeinsam

SACHSEN BEI ANSBACH
Das gemeinsame Singen ist schon seit Wochen wieder unmöglich. Für die Adventszeit haben sich Mitglieder des Gesangvereins 1910 Sachsen b. A. e. V. deshalb ein kleines mutmachendes Zeichen der Zusammengehörigkeit ausgedacht. Wenigstens „gleichzeitig“ will man etwas einstudieren. In einer inoffiziellen whatsapp-Gruppe, in der sich etliche Sängerinnen zusammengeschlossen haben, erscheint deshalb nun 24 Tage lang täglich ein Text-Stückchen für ein fast unbekanntes Weihnachtslied. Die einfache und kurze, ebenfalls kaum bekannte Melodie dazu wurde zu Beginn der Aktion als mp3-Datei in die Gruppe gestellt. Etwa alle zwei Tage ist eine Strophe vollständig. Mittlerweile haben sich schon mehrere Sängerinnen getraut, die Aufnahme einer neuen Strophe – oft mit Gitarrenbegleitung oder Klavierstimme dazu – in die Gruppe zu stellen. Ideengeber für das Ganze war ein älterer Adventskalender, der bei den diesjährigen Adventsvorbereitungen aus einem privaten Weihnachtsfundus wieder aufgetaucht war. In den 24 Türchen versteckte sich nämlich ein langes Gedicht mit dem Titel „Weihnachtslied“ von Ferdinand Freiligrath (1810-1876). Der eher als Aktivist aus der Zeit der Frankfurter Paulskirche 1848 bekannte Dichter beschreibt hier ganz romantisch-winterlich, wie das Christkind, wenn „traulich mit schimmernden Flocken der Winter die Erde bestreut“ vom Himmel herabsteigt zu den Kindern, denen es in der Nacht einen geschmückten Baum und Geschenke bringt. Das Gedicht schrieb Freiligrath als junger Mann während seiner Lehrzeit im westfälischen Soest, wo er ab 1925 sieben Jahre verbrachte. Das erklärt auch den heute etwas befremdlich klingenden Untertitel: „Zur Bescherung der Waisenkinder in Soest, und von ihnen gesungen“. Sachsens Chorleiter Helmut Lammel, als Mann natürlich nicht Mitglied der Frauen-Gruppe, bekam die Informationen trotzdem zugesandt. Vielleicht wird das „Weihnachtslied“ ja zu Weihnachten 2021 vierstimmig aufgeführt: Alle Chormitglieder hoffen, sehr bald aus dem „gleichzeitig“ wieder ein „gemeinsam“ erleben zu dürfen. Und dann dürfen auch die Männerstimmen unbedingt wieder mitsingen.

Text + Fotos: Susanne Hassen

Monika Rauh GV Adventskalender
Adventskalender GV Sachsen

Werbung:

Über Habewind Informationsdienst

Dieser Inhalt wird bereitgestellt von Habewind Online