Wernsbach feierte seine Kirchweih

Wegen der Corona-Pandemie nur eine Andacht im Freien

WERNSBACH

Landauf landab müssen heuer aus Anlass der Corona-Pandemie die Feiern zu den Kirchweihfesten ausfallen. So war es auch kürzlich im Neuendettelsauer Ortsteil Wernsbach. Auf geräumigem Rasen zwischen der St.-Laurentius-Kirche und dem Dorfgemeinschaftshaus waren den Vorschriften entsprechend ausreichend Stühle für die Besucher und den Posaunenchor aus Reuth aufgestellt. Ein großes Holzkreuz verlieh dem Ort würdigen Charakter und ein Lesepult stand für Vikarin Julia Hoffmann bereit, die auch die Andacht zur Kirchweih hielt. Zu Beginn der Feier stimmte der Posaunenchor musikalisch auf den Gottesdienst ein und die Vikarin sagte in ihrer Begrüßung, dass eine Kirchweih, die nicht im Gotteshaus beginnt, für viele doch sehr ungewöhnlich ist. „So feiern wir doch lieber auf diese Weise in Gottes großem Haus der Schöpfung“, gab die Geistliche zu verstehen. Zu den Klängen des Posaunenchors unter der Leitung von Walter Schmidt sang die Gemeinde: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“. Es folgten Gebet, Psalm und eine Lesung nach Lukas. Den Text, der vom Zöllner Zachäus berichte, behandelte die Vikarin in ihrer Ansprache. Von zwei verschiedenen Orten war die Rede. Vom Draußen, wo der Himmel weit ist und die große Freiheit wartet, wo man wandern, Rad fahren, Ausflüge machen kann, aber auch Garten- und Feldarbeit sowie Arbeit auf der Baustelle anstehen. Der zweite Ort ist das Zuhause. Manchmal unaufgeräumt, manchmal ordentlich, klein oder groß, voller Menschen oder ein Platz zum Alleinsein – freiwillig oder unfreiwillig. Auf jeden Fall kann das eigene Zuhause ein Schutzbereich sein. Hier darf ich mich geben, wie ich bin. „Draußen“, so die Vikarin, „wo Begegnungen zufällig passieren und manchmal die große Freiheit spürbar ist, treffen sich Zachäus und Jesus. Sie treffen sich, weil Zachäus neugierig auf Jesus ist. Er hat kein besonderes Anliegen. Damit er Jesus sehen kann, klettert er auf einen Baum.“ Hierbei wies die Predigerin auf die Umschlagseite des ausgegebenen Liedblattes hin, auf welcher ein Kletterer zu sehen ist, der einen Baum besteigt – wie einst Zachäus. Im weiteren Verlauf der Ansprache war noch von weiteren Begebenheiten die Rede, die sich im Rahmen der Begegnung Zachäus und Jesus abgespielt haben. Gespräche, wie diese auch heute unter Bekannten und Unbekannten möglich wären. Abschließend gab die Vikarin mit Blick auf die derzeitige Corona-Pandemie zu verstehen, dass es viele Möglichkeiten gibt, sich über die momentane Situation zu ärgern oder andere für diese oder jene Misere verantwortlich zu machen. „Vielleicht wäre es stattdessen eine gute Idee, es Zachäus nachzumachen: Vom Baum herunterklettern und Jesus voll Freude daheim aufnehmen. In meinem Leben, wie es gerade ist.“ Bevor Fürbitten und Gebet gesprochen und der Segen gespendet wurde, sang die Gemeinde zum Schluss der Kirchweih-Andacht das Lied: „Kommt her, ihr Christen, voller Freud“. Nach der kirchlichen Feier überraschte der Posaunenchor die Zuhörer zusätzlich mit einigen volkstümlichen Melodien und Liedern. „Im schönsten Wiesengrunde“, „Die Erde ist schön“, „Nun ade, du mein lieb´ Heimatland“ und „Sechs sedda Boum“ (für Nichtfranken „Sechs solche Buben“). Für fröhliches Lachen sorgte währenddessen die eineinhalbjährige Magdalena. Als ihre Mutter beim Chor der Bläserinnen und Bläser mitspielte, schlüpfte die Tochter in den großen Instrumentenkoffer, sehr zur Belustigung der Gäste, die somit nicht nur dem Posaunenchor lebhaften Beifall spendeten.

Text + Fotos: Klemens Hoppe

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