„Wie ein Sprinter, dem man einen Stock zwischen die Füße geworfen hat“

FFW-Kommandant Werner Rück berichtet, wie sich der Re-Start aktuell anfühlt

MERKENDORF

Nach dreimonatiger Corona-Zwangspause beginnt das Leben in die Freiwilligen Feuerwehren zurückzukehren. Der Merkendorfer Kommandant Werner Rück versucht den Spagat zwischen der langsamen Rückkehr zur Normalität und einer korrekten Anwendung der Schutzmaßnahmen. Da die Brandschützer zur sogenannten „kritischen Infrastruktur“ gehören, müsse ein coronabedinger Komplettausfall unbedingt vermieden, gleichzeitig jedoch der Ausbildungs- und Übungsdienst wieder aufgenommen werden, so das Bayerische Innenministerium. Um dies sicherzustellen haben die Ehrenamtlichen verschiedene Gebote zu befolgen. Nach Pfingsten begannen die Floriansjünger der Merkendorfer Wehr wieder mit ihren Übungen. Doch bis ein Training stattfinden kann, muss viel Organisatorisches geklärt werden. Die Gruppenstärke darf maximal sieben bis acht Personen umfassen. Im Vorfeld wird über die Feuerwehr-Chatgruppe abgefragt und eingeladen. Die angetretenen Teilnehmer haben sich in Namenslisten einzutragen, anschließend müssen sie zwei Wochen pausieren. „Mit diesen Maßnahmen und der Vermeidung von Übungen mit allen Kameraden gleichzeitig oder sogar mit kompletten Nachbarwehren soll verhindert werden, dass die ganze Feuerwehr bei einer eventuell nachgewiesenen Corona-Infektion für einen Ernstfall ausfällt“, erklärt Werner Rück. Jedoch werde keiner zu einer Übung gezwungen, macht er deutlich. Auch während der Praxis sind Schutzmaßnahmen einzuhalten. In jedem Feuerwehrfahrzeug steht Desinfektionsmittel parat und die Einheiten finden nur draußen statt. „Wir üben zudem mit Mundschutz und Einweghandschuhen“, so der Kommandant.

Gleichwohl beklagt Werner Rück die schleppende Teilnahme: „Vielleicht ist es die Unsicherheit oder die Feststellung, dass es sich ohne Feuerwehrdienst auch gut leben lässt. Aber wahrscheinlich ist das im Sport und bei anderen Veranstaltungen ähnlich.“ Er hofft aber, dass die Truppe das Vorgehen der Verantwortlichen verstehen könne und die Übungsangebote weiter annehme. Nach Worten des Innenministeriums sind Theoriestunden auch auf eine kleine Anzahl von Teilnehmern reduziert: Maximal 25 Personen bei entsprechender Raumgröße und dem obligatorischen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern sind hierbei erlaubt. First-Responder-Übungen sind weiterhin komplett untersagt. Die Corona-Krise kommt für Werner Rück zur Unzeit. Er vergleicht seine Gefühlslage mit einem Sprinter, „dem man einen Stock zwischen die Füße wirft“. Das Jahr 2020 sei komplett durchgeplant gewesen. Modulare Truppausbildung, Leistungsabzeichen und Großübungen mit den Nachbarwehren hätten nach Rücks Worten alle zu Jahresbeginn festgestanden: „Jetzt müssen wir alle wieder in kleinen Schritten beginnen.“ Auch das Leben im Feuerwehrverein sei durch die von der Staatsregierung verordnete Zwangspause erheblich durcheinandergerüttelt worden. „Heuer hätten wir drei Feuerwehrfeste besucht; die sind alle natürlich abgesagt“, bedauert Kommandant Rück. Ob in den nächsten Jahren die anstehenden Jubiläen gefeiert werden können, wagt er indes nicht zu sagen: „Nächstes Jahr feiert unsere Patenwehr Wolframs-Eschenbach 150-Jähriges und im Juli 2023 wollen wir mit einer tollen Truppe unser 150-jähriges Bestehen feiern.“ Doch auch etwas optimistisch blickt der Merkendorfer Kommandant Werner Rück in die Zukunft: „Wir werden sicher aus dieser für uns alle komplett neuen Situation viel lernen und wir versuchen auf alle Fälle die Einsatzbereitschaft unserer Ortswehren sicherzustellen.“ 

Text: Daniel Ammon / Fotos: Daniel Ammon + FFW Merkendorf

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