Woran hängt unser Herz wirklich?

Synodalpräsidentin warnt vor reinem Konsumverhalten und Gewinnstreben

Neuendettelsau (gh) – Die Fastenpredigten in der Neuendettelsauer Laurentiuskirche stehen in diesem Jahr unter dem Motto „Die Verantwortung der Christen für die Gesellschaft“. Gut gepasst hat da am letzten Sonntag der Predigttext, der aus der Bergpredigt Jesu im Matthäusevangelium stammt. Dort heißt es „Ihr sollt keine Reichtümer sammeln in diesem Leben. Mottenfraß und Holzwurm sind ihr Ende. Diebe graben danach und rauben sie aus. Sammelt euch einen Besitz im Himmel, wo weder Motte noch Holzwurm nagen. Wo keine Diebe nachgraben und stehlen. Denn (ob im Himmel oder bei den Würmern) wo dein Schatz ist, da ist dein Herz.“ Gepredigt hat über diesen Text die Präsidentin der Landessynode der Evangelischen Kirche in Bayern, Dr. Annekathrin Preidel.

Die Präsidentin stellt in ihrer Predigt Fragen an uns alle: „Woran hängt unser Herz wirklich? Was ist für uns das Wichtigste im Leben? Wovon sind wir so sehr abhängig, dass wir ohne es nicht leben können?“ Und sie hinterfragt, gerade auch in Bezug auf die momentane Fastenzeit, das Gewinnstreben und Konsumverhalten unserer Gesellschaft. Viele würden sich nur über das Haben definieren: „Ich shoppe, also bin ich. Ich vermehre mein Geld, also bin ich.“ Einkaufszentren, so Preidel, würden wie Pilze aus dem Boden schießen und wer im Internet unterwegs ist, wird von „Mächten“ verfolgt, für die wir nur eine Ware und für die wir nur als potentielle Konsumenten interessant seien. „Und wir gehen ihnen gerne auf den Leim, denn mit den Markenprodukten können wir uns ein Versprechen kaufen, das Versprechen eines geglückten Lebens.“

Doch dieses Denken, so die Synodalpräsidentin, sei trügerisch. Der Bergprediger fordere einen radikalen Perspektivenwechsel von jedem von uns. „Er will, dass wir unser Handeln im Großen und im Kleinen hinterfragen. Er will, dass wir unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft, unsere Lebensgewohnheiten und unser Denken anders sehen“, betonte Preidel. Letztlich gehe es darum, als geliebte Kinder Gottes „vom Himmel her zu leben“.  „Und wenn wir uns vom Himmel her sehen, aus der Perspektive Gottes, der – vielleicht aus einem gewissen Abstand – unsere Welt nicht als Platz eines Kampfes um Anerkennung – sondern als wunderschöne, blaugrüne Murmel sieht, dann sehen wir anders und dann sehen wir richtig“, stellte Dr. Preidel fest. Wer vom Himmel her lebe, könne loslassen. Wir sind dann nicht mehr Sklaven des Mammon, sondern wir sind frei – frei für die Erde.

In einem Nachgespräch im Mutterhaus wurde sehr intensiv über diese Sichtweise diskutiert, vor allem auch darüber, wie Christen sich stärker in die Gesellschaft und in die Politik einbringen können, um sich gegen das reine „Wirtschafts- und Wachstumsdenken“ zu wehren. In diesem Zusammenhang wurde auch der Prozess um das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) stark kritisiert, der eben gerade eine Einmischung vieler Bedenkenträger verhindern wolle.

Mit dem Auftritt der Synodalpräsidentin wurde die diesjährige Reihe der Fastenpredigten der Diakonie Neuendettelsau in St. Laurentius abgeschlossen.

 

Neuendettelsau, den 23. März 2015

Günther Hießleitner, Leiter des Öffentlichkeitsreferates.

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Bildtext (Foto: G. Hießleitner):

Hielt eine Fastenpredigt in der Neuendettelsauer Laurentiuskirche: Die Synodalpräsidentin Dr. Annekathrin Preidel.

 

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