Worauf Angehörige beim Feiern mit demenziell Veränderten achten sollten

WOLFRAMS-ESCHENBACH (Eig. Ber.)

Egal ob jung oder alt, wenn zu Fasching die Narren los sind, kennt die Fröhlichkeit keine Grenzen. Wer die fünfte Jahreszeit allerdings mit demenzerkrankten Verwandten feiern möchte, sollte es ruhiger angehen lassen. Menschen mit Demenz fühlen sich durch zu viel Trubel schnell überfordert. „Weniger ist daher mehr: Kaffee, Krapfen und dezente Dekoration, das reicht vollkommen aus“, erklärt Heidi Jank. Die 34-Jährige ist für die Soziale Betreuung im Seniorenwohnen Wolframs-Eschenbach der Sozialservice-Gesellschaft des Bayerischen Roten Kreuz (SSG) zuständig. Da Strukturen und Rituale Menschen mit Demenz helfen, sich zu orientieren, findet die Faschingsfeier des Seniorenwohnen meist am frühen Nachmittag zwischen Mittagsschlaf und Abendbrot statt, wenn ohnehin Kaffee und Kuchen auf dem Programm stehen. So bleibt der Tagesrhythmus erhalten. Im Vorfeld backen die Bewohner dank mobiler Küche auf den Wohnbereichen Faschingskrapfen mit traditioneller Hiffenmark-Füllung für den großen Rosenmontagsball. Unterstützt werden die Senioren dabei von Martha Huber, die seit fast 10 Jahren ehrenamtlich im Seniorenwohnen aushilft. „Das Backen macht den Senioren Spaß, sie erinnern sich, erzählen Geschichten von früher und genießen die frische Krapfen“, berichtet Jank. Für die Feier sei wichtig, dass sich Senioren mit Demenz jederzeit zurückziehen können. Ob sich Betroffene in einer lauten geselligen Runde wohlfühlen, hängt individuell vom Menschen ab und kommt auf die Tagesform an. Manche Senioren genießen die ausgelassene Atmosphäre, andere fühlen sich nach kurzer Zeit überfordert. „Ein Demenzkranker braucht viel Aufmerksamkeit und muss behutsam in Tischrunden integriert werden“, weiß die Betreuerin. Dabei helfen bekannte Gesichter. Angehörige sind daher herzlich eingeladen, an der Feier im Seniorenwohnen Wolframs-Eschenbach teilzunehmen. Auch die Ironie oder Doppeldeutigkeiten von Büttenreden und anderen Humoreinlagen können demenziell Veränderte aufgrund kognitiver Einschränkungen nur selten entschlüsseln. Hingegen regen bekannte Faschingsschlager das Gedächtnis an und laden zum Mitsingen, Schunkeln sowie Tanzen ein. „Damit keine musikalische Dauerberieselung stattfindet, sind die Musikeinlagen feste Programmpunkte“, berichtet Jank aus der Praxis. Zu viele Reize überfordern Demente, deshalb bleiben Radio und Stereoanlage davor und danach stumm. Wichtig sei, dass sich Erkrankte zugehörig und emotional eingebunden fühlen. Dann können sie das bunte Treiben zu Fasching unbeschwert genießen. „Die Wirkung von Spaß und Freude sollte man nicht unterschätzen“, hebt Heidi Jank die therapeutische Wirkung solcher besonderer Anlässe hervor.

 

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