Anna Willmann feierte 90. Geburtstag

NEUENDETTELSAU

Ihren 90. Geburtstag feierte kürzlich Anna Bertha Willmann, geborene Heinrich, in der Oststraße 7. Die Jubilarin wurde am 1. März 1923 in Abertham, Bezirk Neudek im Kreis Karlsbad im  Erzgebirge/Sudetenland, geboren. Anna Willmann hatte noch einen Bruder, der 1967 im Alter von 54 Jahren verstarb. In Abertham ging sie bis zur 5. Klasse in die Volksschule, dann bis zur 8. Klasse in die Bürgerschule. Ihr Wohnort war vorwiegend durch die Lederhandschuhindustrie bekannt, und so erlernte auch sie den Beruf einer Handschuhnäherin. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie 1946 mit 50 Kilogramm Gepäck pro Person aus ihrer Heimat vertrieben. Vorhandene Wertsachen wurden versteckt oder vergraben, die Kühe sind abgeholt worden oder sie blieben im Stall. Man glaubte zu diesem Zeitpunkt noch an eine baldige Rückkehr. Mit einem Güterzug ging es auf eine schier abenteuerliche Reise Richtung Westen bis zur Endstation Windsbach in Mittelfranken. Dort verteilte ein Flüchtlingsvertreter die Menschen auf die umliegenden Dörfer. Die Familie Heinrich wurde in Kitschendorf einquartiert, wo ebenso ihr späterer Ehemann Richard Willmann eine Bleibe fand. Dort wohnten die Jubilarin und ihre Eltern drei Jahre lang in einem Zimmer mit 12 Quadratmetern. Im Dorf lernte Anna Willmann ihren künftigen Ehemann kennen, am 15. Mai 1948 heirateten sie in Veitsaurach und zogen 1949 nach Haag bei Neuendettelsau, wo sie bis 1955 wohnten. 1950 wurde Tochter Anni geboren. Die Eheleute bauten sich ein Haus in Neuendettelsau, das 1955 fertig gestellt war. Im Jahre 1958 wurde Sohn Walter geboren. Von 1955 bis 1968 arbeitete die Jubilarin, der Kinder wegen in Heimarbeit, in ihrem erlernten Beruf und nähte Lederhandschuhe für eine Berliner Firma. Im Anschluss daran bis zum Jahre 1988 war Anna Willmann schließlich noch für zwei in Neuendettelsau ansässige Textilunternehmen als Näherin tätig. Bis 2005 war die Jubilarin Mitglied im katholischen Kirchenchor von St. Franziskus Neuendettelsau, sie verstärkte dort 50 Jahre lang die Altstimmen. Zur Familie gehören mittlerweile noch drei Enkel und ein Urenkel. Noch heute lebt Anna Willmann im Haus in der Oststraße, zusammen mit ihrem Sohn Walter und dessen Familie. Zum Geburtstag überbrachte Bürgermeister Gerhard Korn Glückwünsche sowohl der Gemeinde als auch des Landkreises und überreichte einen Blumenstrauß. Die private Feier fand im Saal des Bahnhofes unterhalb des Löhe-Zeit-Museums statt, zu welcher eine stattliche Anzahl von Gästen erschienen war. Neben Pfarrer Pater Matthäus Ottenwälder von St. Franziskus war auch eine Abordnung des Kirchenchores erschienen und erfreute die Jubilarin mit einigen Liedern und einem Präsent. Bei einem persönlichen Rückblick erzählte Anna Willmann von der Inflation, der Lebensmittelknappheit und Hungersnot in ihrem Geburtsjahr 1923. Damals mussten für einen US-Dollar 40 Milliarden Mark gezahlt werden, ein Kilogramm Butter kostete 5,6 Billionen Mark und ein Kilogramm Brot 470 Millionen Mark.

Text + Foto: Klemens Hoppe

a 90. Geb.Tag Anni Willmann 006

Werbung:

Über Habewind Informationsdienst

Dieser Inhalt wird bereitgestellt von Habewind Online

Schreibe einen Kommentar