Gesangverein digital: „Das klingt wirklich wie unser Chor!“

SACHSEN B. ANSBACH

Nach dem bundesweiten offenen Singen im Ort am 3. Oktober und einem spontan über die Whatsapp-Gruppe eingesungenen Weihnachtslied im Dezember wird der Gesangverein 1910 Sachsen b. Ansbach e. V. nun zum ersten Mal einen Chorsatz komplett digital einstudieren. Das Lied mit der vereinsinternen Nummer 149 ist der „Circle of Life“ von Elton John, bekannt aus dem Film „König der Löwen“. Gesungen wird die deutsche Übersetzung „Der ewige Kreis“  in einer dreistimmigen Fassung für Sopran, Alt und Männerstimmen. „Der Gesangverein wird digital!“ verkündete Mitte April Vereinsvorsitzende Heidi-Katrin Schröter in einer Whatsapp-Video-Nachricht. Zeitgleich und nur scheinbar paradox fanden alle Sängerinnen und Sänger die neuen Noten aus Papier in ihren Briefkästen. In einem Begleitbrief des Vorstands wird genau erklärt, wie das Ganze geht. Chorleiter Helmut Lammel hat den Chorsatz für seinen Sachsener Chor bearbeitet und alle drei Stimmen einzeln eingesungen. Über die Whatsapp-Gruppe ermuntert auch er alle zum Mitmachen und gibt auch gleich ein paar beruhigende Profi-Tipps dazu: “Niemand ist Konzert- oder Solosänger. Versucht einfach, die Stimme gefühlsmäßig nachzusingen, dann bekommen wir einen schönen Chor!“ Denn ungewohnt ist es schon: Das erste Mal in der 111-jährigen Vereinsgeschichte wird jeder Sänger, jede Sängerin die eigene Singstimme separat daheim aufnehmen. Auch per Video zeigt Heidi, wie man gleichzeitig die Audiodatei mit der entsprechenden Stimme hört, dazu selbst singt und das Ganze aufnimmt. Die Dateien sollen an die Vorsitzende geschickt werden, deren Sohn und „Freizeit-Tontechniker“ Erik dann den digitalen Chor daraus zusammensetzen wird. Gut ein Drittel der aktiven Chormitglieder hat bereits eine oder mehrere Aufnahmen eingeschickt, einige proben noch, alle finden das Projekt toll. Um auch die letzten Zögerlichen mit ins Boot zu holen, hat Erik ein paar Takte zusammengeschnitten, um eine Idee vom künftigen Klang zu geben. Erstaunen und Begeisterung gipfeln im digitalen Ausruf des Chorleiters: „Das klingt wirklich wie unser Chor!“. Und auch eine ehemalige Sängerin, aus Altersgründen nicht mehr aktiv, ist erfreut und überrascht, als jemand ihr das Handy mit dem kurzen Stück ans Ohr hält. Wann und wie das Endprodukt nach Fertigstellung präsentiert werden kann, ist derzeit noch offen. Die Sängerinnen und Sänger hoffen, sich so auch auf digitalem Weg in Erinnerung zu halten. Vor allem warten sie jedoch ungeduldig darauf, bald wieder ganz klassisch analog miteinander und für alle, die zuhören mögen, in Echtzeit zu singen!

Text + Fotos: Susanne Hassen

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