Kirchenburgen und Todesorgeln Eine Bilderreise durch Siebenbürgen

MERKENDORF

Für ein Schmankerl der besonderen Art sorgten Anfang November Helma und Hermann Brunner mit ihrem Vortrag „Siebenbürgen – Begriff für die Geschichtsbücher“. Im Rahmen einer Studienfahrt des Vereins für Lehrer an beruflichen Schulen Bayern, kurz VLB, machten sie sich auf in das gut 1300 Kilometer entfernte Transsylvanien. Allerdings ging es bei ihnen nicht nur um die berühmt-berüchtigten Blutsauger, die man gerne mal mit dem Landstrich in Verbindung bringt, sondern vor allem um den historischen Charme dieser deutschen Siedlung in Rumänien. Hermann Brunner betonte, dass sie beide keineswegs über ein „umfassendes Wissen“ verfügten, sondern nur ihre Eindrücke und Erlebnisse schildern konnten. Unter den zahlreichen Zuhörern waren auch einige ehemalige Donauschwaben, die den Vortrag noch mit eigenen Erfahrungen untermauern konnten. Für ihren Reisebericht nutzten sie das Evangelische Gemeindehaus, in dem sie und ihre Zuhörer sehr herzlich von Diakon Heinrich Förthner begrüßt wurden. Vor 800 Jahren wurden die ersten deutschen Siedlungen im Herzen Rumäniens gegründet. Aus diesen entwickelte sich im Laufe der Jahre eine eigene Region, bei uns unter dem Namen Siebenbürgen bekannt. Lange Zeit war es ein Spielball der umliegenden Großmächte und entwickelte so manchen ausgefallenen Schutzmechanismus, um sich gegen Angreifer zu wehren. So entstanden zum Beispiel die „Todesorgeln“, die keineswegs etwas mit Musik zu tun haben. Wenn ein Angreifer auf diese in Fenstern oder Öffnungen eingelassenen Tafeln schoss, stand er umgehend selbst unter Beschuss, denn diese Orgeln schossen sofort zurück. Brunner schmunzelte, dass diese Geräte wohl sehr effektiv gewesen sein müssen, denn sonst hätten sich kaum so viele Gegner in die Flucht schlagen lassen. Mittlerweile sind es aber die Bewohner Siebenbürgens selbst, die ihre Heimat verlassen. Vor allem die Jugend flieht nach Westen, um dort zu studieren und eine bessere Arbeit zu bekommen. Das bedauern die Rumänen als „großen Verlust“, erklärte Brunner. Schätzungen zufolge wird die Bevölkerung Siebenbürgens in zwei Generationen aussterben. Besonders eindrucksvoll für das Publikum waren neben den Reiseschilderungen auch die Bilder, die das Ehepaar Brunner mitgebracht hatte. Abwechselnd zeigten die beiden ihre Fotos der historischen Städte, Kirchenburgen und Schlösser. Für Fragen jedweder Art gab es sowohl zwischendurch als auch am Ende der Veranstaltung ausreichend Raum, der auch gerne genutzt wurde.

Text + Foto: Marina Hellein

Werbung:

Über Habewind Informationsdienst

Dieser Inhalt wird bereitgestellt von Habewind Online

Schreibe einen Kommentar