Mindesthaltbarkeitsdatum gleich Wegwerfdatum? Verschwendungssucht bei Lebensmitteln

MERKENDORF

Unter dem Thema „Teller oder Tonne?“ hielten die Diplom-Ökotrophologinnen Heike Straußberger und Gabi Glaser im Merkendorfer Gemeindehaus einen Vortrag. Eine kleine Einführung zum Thema gab Hermann Brunner. Immer mehr Essen wird in Deutschland weggeworfen. Aber nicht, weil es tatsächlich verdorben ist. Vielmehr ist das Mindesthaltbarkeitsdatum der Grund dafür. Viele Menschen denken, dass die Lebensmittelindustrie dieses Datum anbringt, um anzugeben, ab wann die Ware ungenießbar ist. Diese Zahlen geben aber keineswegs an, dass das Essen ab diesem Zeitpunkt kaputt ist. Das Wort an sich beinhaltet ja bereits alles, was man zum Mindesthaltbarkeitsdatum wissen muss. Die Lebensmittel sollen mindestens bis zu diesem Zeitpunkt haltbar sein. Mindestens bedeutet nämlich, dass man die Waren auch noch nach besagtem Datum essen kann, sofern Nase und Augen nichts anderes raten. Leider haben das die meisten in der Zeit der Wegwerfgesellschaft verlernt und verlassen sich nur noch auf ihre Augen, wenn es um die kleingedruckten Zahlen geht. Straußberger erklärte, dass die Probleme vor allem bei den kleinen täglichen Sünden lägen. Viele würden Essen nicht mehr kaufen, weil dieses laut dem aufgedruckten Datum nur noch ein paar Tage halte. Dabei gehe es den Herstellern hauptsächlich um die Garantie. Sie müssen bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum nämlich eine gewisse Qualität der Ware bieten. Verbrauchen kann man das Essen deswegen noch um einiges länger. Laut Bericht der Ernährungsorganisation FAO gehen jährlich 1,3 Milliarden Tonnen in der Wertschöpfungskette verloren, weil wir alle gut ein Drittel der Lebensmittel wegwerfen. 11 Millionen Tonnen davon sind allein Lebensmittelmüll. Auf Privathaushalte kommen davon gut 61 Prozent. Ursachen davon sind Fehlplanungen im Handel, beschädigtes Obst, verdorbene Ware durch falsche Lagerung oder Schäden auf dem Transportweg. Laut Straußberger und Glaser wären davon rund zwei Drittel vermeidbar. Das wären 53 Kilogramm pro Person und Jahr. Ein Großteil der Lebensmittel wird auch bei nicht aufgezehrten Portionen im Restaurant, Krankenhaus oder der Kantine Opfer der Wegwerfwut. Beim Fleischkonsum sollte nicht nur auf den Preis, sondern vor allem auf die Qualität und die Herkunft geachtet werden. Das müsse wieder mehr ins Bewusstsein rücken. Zum Abschluss ging Straußberger sachlich objektiv auf den christlich-theologischen Aspekt der Problematik ein. Dem Menschen seien gemäß dem Grundsatz „Du sollst ein Segen sein für die Schöpfung“  moralische Grenzen gesetzt.

Text: Marina Hellein, Quelle: Hermann Brunner

Foto: Helma Brunner

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