„Rote Karte“ für geplantes ICE-Werk

Überragende Beteiligung an Kundgebung und Traktor-Demonstration

MÜNCHERLBACH

So viele Demonstrations-Teilnehmer und Traktoren hatte der kleine Ort Müncherlbach mit seinen etwa 250 Einwohnern im Landkreis Ansbach noch nicht gesehen. Der Einladung der Heilsbronner Bürgerinitiative (BI) waren etwa 700 Demonstranten und über 130 Traktoren gefolgt. Länger als zwei Stunden bewegte sich der kilometerlange Zug der Traktoren durch die landwirtschaftlichen Fluren, die nach Bahnplänen ein Industriegebiet mit einem riesigen ICE-Werk werden sollen. „Eine überragende Beteiligung“, freute sich Sebastian Buhl als Sprecher der Heilsbronner Bürgerinitiative. „Das waren mehr als doppelt so viele Teilnehmer und Traktoren als erwartet.“ Von dieser riesigen Solidaritätsaktion geht ein starkes Signal an Bahn und Politik: die Bäuerinnen und Bauern kämpfen in massiver Einheit für den Erhalt ihrer Betriebe und landwirtschaftlichen Flächen und werden dabei von der Bürgerschaft in großer Breite unterstützt. Die 15 Redner aus Politik, Landwirtschaft und Bürgerinitiativen ließen kein gutes Haar an den fehlerhaften Planungen der Deutschen Bahn. Sie fordern einen Neustart der Standortsuche, bei der der Flächenverbrauch deutlich reduziert werden muss, so Buhl in seiner Stellungnahme. Der Aufruf der Bürgerinitiative „Nein zum ICE-Werk – Der Bahn die rote Karte zeigen“ fand rege Resonanz beim Treffen am Stall der Familie Schmidt am Ortsrand von Müncherlbach. „Lasst uns gemeinsam mit Landrat, unseren Mandatsträgern und Vertretern der Landwirtschaft dem geplanten ICE-Werk an unseren Standorten die rote Karte zeigen“, rief die Bürger zum deutlichen Protest in Müncherlbach auf. Zu den Rednern, die sich gegen das ICE-Werk eingesetzt hatten, zählten neben Landrat Dr. Jürgen Ludwig auch Heilsbronns Bürgermeister Dr. Jürgen Pfeiffer, der Bürgermeister der Gemeinde Rohr, Felix Fröhlich und der Bürgermeister des Marktes Roßtal, Rainer Gegner. Außer ihnen zeigten auch der Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer und der Landtagsabgeordnete Dr. Peter Bauer den Planungen der Deutschen Bahn für ein ICE-Werk bei Heilsbronn oder Raitersaich die „rote Karte.“ Des weiteren brachten Vertreter der Fraktionen im Heilsbronner Stadtrat ihr Unverständnis hinsichtlich des Planes der Deutschen Bahn deutlich zum Ausdruck. Vertreter des Bauernverbandes wie auch Sprecher verschiedener Ortsteile gaben ihre Meinung klar und deutlich zu verstehen und riefen lautstark zum Protest gegen diese Planungen auf. Von der Vernichtung landwirtschaftlicher Nutzflächen, wie Feld und Wald, war bei der Kundgebung die Rede, vordergründig jedoch von der Bedrohung der Existenzen der Vollerwerbslandwirte. Besonders die Landwirtin Andrea Schmidt und Michael Maußer, der vor drei Jahren den elterlichen Hof übernommen und viel Geld investiert habe, machten in ihren wortgewaltigen Aufrufen deutlich, dass rund 40 Prozent der Betriebsfläche durch das geplante ICE-Werk zerstört würden. Als sichtbares Zeichen – weit über die Landkreisgrenzen hinaus – sollte die bunte Luftballon-Aktion dienen. Eine Vielzahl von Ballons machten sich auf die Reise und dürften der Bahn überaus deutlich zeigen, dass sich die Bürger nicht alles gefallen lassen und neben dem Zeigen der „roten Karte“ auch rote Luftballons in Richtung Nürnberg schickten. Der Aufruf: „Wir verkaufen nicht!“ wurde mit langanhaltendem Beifall und Pfeifkonzert der Teilnehmer der Protestaktion unterstrichen.

Text + Fotos: Klemens Hoppe

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