Verband christlicher Kirchen bittet Präsident um klare Worte

Neuendettelsau/Nürnberg, 3. Juli 2013

Das Tanzania Christian Forum, eine Kooperationsplattform christlicher Kirchen verschiedener Konfessionen, hat sich mit der Bitte um tatkräftige Unterstützung an den tansanischen Staatspräsidenten Jakaya Kikwete gewandt. Bei ihrer Audienz am Regierungssitz in Daressalam forderten die vier leitenden Bischöfe der Großkirchen Präsident Kikwete auf, endlich öffentlich Stellung zu dem sich verschärfenden Konflikt zwischen Christen und Muslimen in dem seit 1961 unabhängigen ostafrikanischen Staat zu beziehen.

Die Bischöfe äußerten sich mit großer Sorge um die durch muslimische Bruderschaften angeheizte öffentliche Hetze gegen die christlichen Gemeinden. So habe der Rat der Muslime bereits Anfang 2011 bei einem Treffen in Daressalam das angebliche „christliche Regierungssystem“ beklagt, nachdem christliche Organisationen wie Schulen und Krankenhäuser von der Regierung bevorzugt behandelt und finanziell unterstützt würden. In den Medien des Landes, vor allem im Radio und im Fernsehen, sei es daraufhin zu einer beispiellosen Hetze gegen die Christen gekommen. Die Sprecher der Mitgliedskirchen des Tanzania Christian Forum bedauerten, dass der Präsident der öffentlichen Verunglimpfung von Christen nicht entschieden mit einer Regierungserklärung entgegengetreten sei. Die durch die Äußerungen der Muslimbruderschaften ausgelösten Angriffe auf kirchliche Gebäude, das Niederbrennen von Kirchen und die Attentate auf Kirchenführer seien bisher ungesühnt geblieben. Die Regierung Tansanias habe auch kommentarlos hingenommen, dass über die Medien Aufrufe zur Ermordung von Christen verbreitet wurden.

Das angespannte Verhältnis zwischen Christen und Muslimen sei weiter verschärft worden durch den Vorschlag der Muslime, künftig nur noch zertifizierten Metzgern das religionsgerechte Schlachten und Zerteilen von Tieren zu überlassen. Halal-Fleisch dürfte damit nach dem Willen der Muslime nur noch in diesen Metzgereien verkauft werden, das Geschäft christlicher Metzger würde dadurch herbe Verluste erleiden. In ihrem Gespräch mit dem Staatspräsidenten machten die Bischöfe deutlich, dass sie in Eintracht und Frieden mit allen Religionen zusammenleben möchten, so wie in der Verfassung der Vereinigten Republik Tansania festgeschrieben. Die Verfassung von 1964 garantiert allen Staatsbürgern Religionsfreiheit.

Das Verhältnis zu den Muslimen im Land sei in der Vergangenheit in aller Regel harmonisch gewesen, doch die Christenhetze der letzten Jahre entspräche weder der Verfassung noch den staatlichen Grundsätzen von Einheit, Frieden und Versöhnung. Die mit Gewalt vorangetriebene zunehmende Islamisierung des Staates dürfe nicht im Interesse der Politik sein. Es sei an der Zeit, endlich konkrete Ermittlungsverfahren gegen die muslimischen Aufwiegler einzuleiten. Dazu bedürfe es nicht nur einer Regierungserklärung, sondern der Durchsetzung der in der Verfassung garantierten Rechte für alle Glaubensrichtungen, zeigten sich die Vertreter der lutherischen, katholischen, charismatischen und pfingstlerischen Kirchen selten einmütig.

Pfarrer Reinhard Hansen, Afrikareferent bei Mission EineWelt, begrüßte die deutlichen Worte der christlichen Vertreter. Die Erklärung des Forums aller christlichen Kirchen mache den guten Zusammenhalt der Christen untereinander deutlich und sei ein starkes Signal für die Religionsfreiheit und die Einheit des Staates.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern unterhält über ihr Partnerschaftszentrum Mission EineWelt seit 51 Jahren partnerschaftliche Beziehungen zu der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania und setzt sich mittels seiner Mitarbeitenden vor Ort für Frieden zwischen den Religionen ein. Von den rund 35 Millionen Einwohnern Tansanias sind 40 % Christen und 30 % Muslime. 30 % gehören traditionellen Religionen an.

Julia Ratzmann

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Mission EineWelt gestaltet im Auftrag der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern die partnerschaftlichen Beziehungen zu Kirchen in Afrika, Lateinamerika und Pazifik/Ostasien und setzt sich in Deutschland für die Anliegen der Einen Welt ein.

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