Igel wieder unterwegs – Bund Naturschutz bitte um Mut zur Wildnis

ANSBACH / HEILSBRONN (Eig. Ber.) 

Sobald es dämmert, sind jetzt wieder unsere Igel unterwegs und gehen auf Nahrungssuche. Am liebsten fressen sie nachtaktive Laufkäfer – doch die werden immer weniger. „Manchmal müssen Igel weit laufen um satt zu werden. Da kommen pro Nacht schnell mal drei Kilometer und mehr zusammen“, erklärt Michael Hauer von der BN-Kreisgruppe Ansbach. Der Igel gilt als Insektenfresser, frisst im Frühjahr und Spätherbst aber auch gerne Regenwürmer. Die unglaublich feine Igelnase findet jeden Leckerbissen, auch dort, wo man das Symboltier für naturnahe Gärten nicht vermuten würde – nämlich auf Rasenflächen, die von einem Mähroboter gepflegt werden. Durchqueren Igel einen von Robotern gepflegten Rasen oder gehen dort auf Beutefang, kann das gefährlich werden. „Igel sind keine Fluchttiere. Nähert sich ein Mähroboter, harren sie aus und warten ab. Einige rollen sich zusammen – doch auch diese Strategie hilft nur großen kräftigen Tieren, die von den Sensoren der automatischen Mäher erkannt werden“, sagt Klaudia Ries vom Bund Naturschutz, Ortsgruppe Heilsbronn. Kleinere Igel, Lurche und Reptilien werden nicht als Hindernis erkannt und deshalb überrollt, verletzt oder getötet. „Auch, wenn viele Hersteller die Sicherheitsstandards ihrer Roboter-Modelle in den höchsten Tönen loben, bleiben die automatischen Mäher ein großes Risiko für unsere Wildtiere“, so Klaudia Ries weiter. Der BUND Naturschutz bittet deshalb alle Igelfreunde: Wer nicht auf den Mähroboter verzichten kann, sollte die Mähzeiten unbedingt auf den Tag verlegen und vorab gründlich kontrollieren, ob Tiere gefährdet sein könnten. Das gilt auch für den Einsatz anderer motorisierter Gartengeräte wie Fadenmäher oder Motorsensen in unübersichtlichen Ecken des Gartens. Mut zur Wildnis:

Obwohl das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ deutlich gezeigt hat, dass sich unsere Gesellschaft mehr Artenvielfalt wünscht, sind Blumenwiesen in bayerischen Gärten eher die Ausnahme. Fast überall sieht man normale Rasenflächen. Durch häufiges Mähen verschwinden Kräuter, Wildgräser oder Moose. Knospen werden weggemäht, bevor sie entstehen. Für viele kleine Lebewesen wie Bienen, Hummeln, Grillen oder Schmetterlinge bleibt der „Rasen“ eine grüne Wüste. „Insgesamt haben wir in Bayern eine Gartenfläche von 135.000 ha. Eine riesige Fläche, die wir als lebendigen attraktiven Lebensraum oder als langweilige Rasenfläche gestalten können. Es wäre so einfach ein paar Blumen im ansonsten satten Grün zuzulassen, und schon hätte man Futter für viele Insekten“, erklärt Karin Brenner. Die beste Lösung wäre deshalb, Mut zu etwas mehr Wildnis im Garten zu haben und zunächst durch weniger Mähen der Artenvielfalt eine Chance zu geben. Es gibt immer Ecken im Garten, die man in ein Naturparadies verwandeln kann. Blühränder an den gemähten Rasenflächen, naturnahe heimische Heckenpflanzen, Trockenmauern, Teiche oder Totholzhaufen. Ein igelfreundlicher Naturgarten mit heimischen Blühpflanzen, Laub- und Reisighaufen zum Verstecken ist ein Paradies – nicht nur für Igel, sondern auch für viele andere Arten.

Text: Michael Hauer / Foto: Pixabay

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